Schule in Norwegen
- Lina
- 3. Feb. 2016
- 3 Min. Lesezeit


Das Norwegische Schulsystem zählt zu den besten der Welt. Es wird viel Wert auf Selbstdisziplin und individuelle Förderung gelegt. So heißt es und wenn man das hört, fühlt man sich doch fast geehrt, für fünf Monate eine Schule mit so einem tollem Schulsystem zu besuchen. Ich habe mir vorgestellt, dass die Schüler motiviert, interessiert und sehr reif sind. Ich dachte, die Schule sei topausgestattet mit der neusten Technik und allem Drum und Dran.
Nun ja, in der Praxis sieht alles dann doch ein bisschen anders aus!
In Norwegen geht man von der ersten bis zur siebten Klasse in die „Barnschule“ (Kinderschule). Daraufhin folgt die „Ungdomsskole“ (Jugendschule - da gehe ich hin), diese wird von der achten bis zur zehnten Klasse besucht. Diese beiden Schulen bilden sozusagen die Grundschule, die alle Kinder gemeinsam besuchen und die darauffolgende „videregående skole“, ist dann freiwillig. Sie ist die letzte Schule, die die Klassen elf bis dreizehn beinhaltet.
Bis zur siebten Klasse bekommt man keine Noten. Und egal was für Noten man dann in den darauffolgenden Stufen hat, durchfallen gibt es nicht.
Wie bereits gesagt, besuche ich hier die zehnte Klasse einer Ungdomsskola.
Am ersten Tag, hatte meine Lehrerin Leggins und ein Schlabbershirt an! Ich dachte erst, sie kommt in Skiunterwäsche zum Unterricht! In Deutschland unvorstellbar!
Aber warum eigentlich nicht... vielleicht ein Zeichen der norwegischen Lockerheit, es muss ja nicht so verbissen und förmlich sein, wie bei uns in Deutschland, wo manche Lehrer sogar mit Krawatte kommen.
Und so ist es hier in Norwegen auch: locker.
Sehr, sehr locker!
Eigentlich hat man das Gefühl, dass jeder hier in der Schule machen kann, was er will. Zum Beispiel während des Unterrichts einfach den Raum verlassen ohne was zu sagen und nach 10 Minuten wieder kommen, essen, trinken... dem Lehrer macht es nichts aus.
Hausaufgaben gibt es höchstens einmal in der Woche und ob man die dann macht oder nicht, ist eigentlich auch egal, es gibt jedenfalls keine Konsequenzen, wenn man sie nicht macht.
Am ausgemachten Termin für ein Referat einfach sagen, ich bin nicht fertig und die Lehrerin sagt ok, dann eben nächste Woche.
Ein Junge aus meiner Klasse sollte im Norwegisch-Unterricht etwas vorlesen. Er sagte einfach "nei , takk" (Nein, danke) und er musste also nicht vorlesen.
Vielleicht sollte ich das mal zu Hause in Deutschland ausprobieren?... Soo, heute wird die Lina in Latein ausgefragt... Nein, danke! :D
Vor meinem Aufenthalt wurde mir erzählt, die norwegischen Schüler seien sehr motiviert und leistungsbereit. Also ehrlich, ich kann nichts davon erkennen. Die meisten hängen während des Unterrichts auf Facebook herum und haben Spaß. Da kann es dann schon mal vorkommen, dass man von einer Mitschülerin, die seit drei Jahren Deutsch lernt gefragt wird: "WAS heißt du?" Aber ist doch eigentlich auch egal, ich habe ja verstanden, was sie wissen wollte! ;) Immer locker bleiben!
All diese Dinge bringen mich immer wieder zum Staunen und wenn man den deutschen Schulalltag gewöhnt ist mit seinem Druck, seinen ständigen Schulaufgaben, Stegreifaufgaben, Ausfragen, Referaten und Hausaufgaben, fühlt man sich erst einmal recht verloren, da man so ohne irgendwelche Regeln oder geregelte Abläufe gar nicht genau weiß, was man machen soll. Ständig denke ich: was wollen die von mir?... was passiert, wenn ich das und das mache?... was erwarten die von mir?... war das jetzt gut oder schlecht, was ich gemacht habe??? Typisch deutsch! Sehr typisch deutsch!
Letztendlich gibt es hier also absolut null Stress oder Druck. Mittlerweile habe ich mich etwas gewöhnt und ich genieße diese Lockerheit, die Gelassenheit und das "mach, was du willst"!
Ich kann in Ruhe Norwegisch lernen, mir meinen eigenen Stoff in Mathe via Internet in der Schule beibringen und ansonsten lasse ich es mir gutgehen und genieße die viele Freizeit, die ich habe!
Und mal ehrlich, wer sonst schon kann von sich behaupten, dass er zum Ausruhen in die Schule geht!
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